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Frieden und Aufbau oder Krieg und Zerstörung?

Hussein Askary
Arabien-Korrespondent von EIR und Vorsitzender der Europäischen Arbeiterpartei in Schweden

Wie sich viele von Ihnen sicher erinnern, waren wir im letzten November an gleicher Stelle zusammen, und Helga Zepp-LaRouche stellte ihre Ideen dar, wie man der Kriegsgefahr in Südwestasien, insbesondere der schrecklichen Entwicklungen in Syrien Herr werden könnte – jenes barbarischen Angriffs nicht nur auf das syrische Volk, sondern auf eine ganze Kultur und Zivilisation innerhalb Syriens. Außerdem ging es um die Gefahr eines Angriffs auf den Iran.

Sie stellte ein Konzept vor, wie man ein gemeinsames Ziel finden könnte, damit alle Nationen zusammenarbeiten, und ich hatte gemeinsam mit einigen Kollegen ebenfalls einen Lösungsvorschlag und ein Ziel vorgestellt, um die Länder der Region zu vereinigen. Auch um die internationalen Mächte – die Vereinigten Staaten, das gesamte Britische Empire, das im Konflikt mit Rußland und China steht – einander näher zubringen, ein Konflikt, der ansonsten in einem Weltkrieg enden würde.

Das war die Ausgangsidee, und dann diskutierten wir darüber, wie man der Ausdehnung der Wüsten von Afrika bis Asien, die ganze Gesellschaften bedroht, entgegenwirken könnte. Es müssen wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Anstrengungen unternommen werden, um die Folgen der Wüstenausbreitung zu begrenzen und letztlich die Wüsten zu begrünen. Das wäre ein weltweites Vorhaben, an dem sich alle Länder beteiligen können.

Ich möchte die Einzelheiten hiervon nicht wiederholen, sondern nur zeigen, welche Fortschritte inzwischen gemacht wurden.

Seien Sie auch vorgewarnt, daß das gesamte Projekt, wie es eigentlich umgesetzt werden sollte, derzeit nicht verwirklicht werden kann. Gegenwärtig ist es aufgrund des heutigen Finanz- und Wirtschaftssystems unmöglich, irgendein Infrastruktur- oder Industrieprojekt dieser oder vergleichbarer Größe zu finanzieren. Die erste Vorbedingung ist also, das jetzige Finanzsystem abzuschaffen, indem man, wie Lyndon LaRouche sagte, das Mysterium des Geldes mit Hilfe von Glass-Steagall überwindet.

Die zweite Feststellung ist, daß die Länder der Region die Kriege nicht stoppen können. Syrien kann nichts anderes tun, als sich zu verteidigen. Libyen konnte nichts tun, um die Invasion zu stoppen. Irak konnte nichts tun, denn es gab eine politische Absicht, das Land zu besetzen. Es gab eine Politik, aber die war nicht Saddam Husseins Absicht. Das gleiche galt für Gaddafi. Es besteht außerdem die Absicht, den Iran anzugreifen. Der Iran kann nichts tun, um einen Angriff oder einen Krieg gegen das Land zu verhindern, außer sich zu verteidigen.

Das erinnert mich an die Geschichte eines jungen Mannes, der von einem Auto überfahren wurde. Sein Vater traf den Fahrer im Gefängnis und fragte ihn, warum er seinen Sohn überfahren habe. Der Fahrer erklärte: „Ich habe Ihren Sohn zu warnen versucht. Ich habe gehupt, ich habe Lichtsignale gegeben und mit dem Arm gewunken, aber er wollte den Weg nicht frei machen.“ Dann besuchte der Vater seinen Sohn im Krankenhaus und berichtete ihm, daß der Fahrer alles mögliche unternommen hätte, damit er den Weg frei mache. Der Sohn antwortete: „Ich weiß, daß er all das getan hat, aber wie sollte ich den Weg frei machen? Ich saß ja in einem Restaurant!“

All die Länder gibt es dort, und sie können sich nicht einfach in Luft auflösen.

Wir haben Gespräche mit Regierungsvertretern, mit Experten, mit Organisationen der Region geführt, um diese Ideen in all die Diskussionsforen einzubringen, in denen über die Lösung der politischen Probleme gesprochen wird. Ohne wirtschaftliche Entwicklung wird es keinen Frieden geben, und das sollte bei jeder Friedensinitiative berücksichtigt werden. Außerdem ist es sehr wichtig, daß bei allen Gesprächen, die Rußland, China und andere Nationen mit den Vereinigten Staaten oder Europa führen, daß bei allen Diskussionen über Frieden in Südwestasien eine Perspektive entwickelt werden muß, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern.

Nach meinem Vortrag möchte ich eine Botschaft aus dem Irak vorspielen. (Den Text dieser Botschaft von Dr. Hassan Janadi finden Sie auf Seite 8.) Wir haben uns an viele Amtsträger und Fachleute über Bewässerung und Entsalzung gewandt. Die Kriegspolitik muß gestoppt werden, indem Präsident Obama des Amtes enthoben wird, so wie LaRouche und Diane Sare [Gouverneurskandidatin in New Jersey] es gefordert haben (vgl.Neue Solidarität 17/2013 und 19/2013). Wir können nicht einfach auf die Zukunft warten, so wie Leute an der Haltestelle auf den Bus warten. Wir müssen den Bus selbst bauen; wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten.

Besuch im Iran

Die erste qualitative Reaktion auf Helgas und meinen Vortrag bei der letzten Konferenz kam von der iranischen Regierung. Helga und ich wurden zu einer Konferenz eingeladen, welche das Internationale Zentrum für Politische Studien des iranischen Außenministeriums im März veranstaltete, um dort unsere Ideen vorzustellen. Thema der Konferenz war die Sicherheitslage am Persischen Golf nach dem Arabischen Frühling und welche Implikationen diese Revolutionen haben.

Karte: EIR

Karte: M.R Izady

 

 


 

Abb. 8, 9, 10 (unten): Zu den Vergnügungs- anlagen Dubais gehören auch Gruppen künstlich geschaffener Inseln, die an Investoren verkauft wurden. Als mit der Finanzkrise die Immobilienpreise kollabierten, war die Instandhaltung der Inseln nicht mehr zu finanzieren, sodaß sie nun nach und nach im Meer versinken

Grafik: New York Times

Grafik: EIRNS


Abb. 15 (rechts): Berater wie Mark Thatcher von der London School of Economics beraten arabische Investoren

Abb. 16 (unten): Lyndon LaRouche 2002 bei einem Vortrag im Zayed Centre in Abu Dhabi
Bild: EIRNS

Leider konnte Helga an der Konferenz nicht teilnehmen, nur ich war dort, aber Helgas Vortrag wurde in die Konferenz-Dokumentation aufgenommen. Das Problem auf der Konferenz war, daß sich alle Diskussionen über die Gefahrenlage in der Region um die Gefahr von Kriegen zwischen den Konfessionen, um Geopolitik, um die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten und all die schrecklichen Dinge drehten, die derzeit stattfinden. Die Menschen dort machen eine wirkliche Hölle durch, und deshalb ist es für sie natürlich schwierig, eine Lösung zu sehen, die über das bloße Überleben und das einfache Manövrieren in der Lage hinausgeht.

Ich nutzte die Möglichkeit, dort zu sprechen und unsere Ideen vorzustellen. Ich begann mit einem Bericht über die Meteoritenexplosion über Tscheljabinsk, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu bekommen. Als ich dann die Perspektive der Wüstenbegrünung und der Eurasischen Landbrücke als den Friedensplan des Schiller-Instituts darstellte (Abbildung 1), trat ein offensichtliches Umdenken ein. Wenn die Menschen ständig nur den Schrecken des Krieges sehen, man sie aber dann auf eine höhere Ebene hebt, um die Welt aus einer anderen Sicht zu betrachten, öffnet sich der Geist und viele fragen sich: „Das ist ja großartig! Warum haben wir nicht selbst so gedacht?“ So kann man über die kleineren Fragen hinauskommen und die globalen Aspekte betrachten.

Die Konferenz fand nicht in der Hauptstadt Teheran, sondern in Bandar Abbas statt. Wir haben ein Interview mit dem Gouverneur der dortigen Provinz Hormozgan (Abbildung 2) geführt, das zusammen mit einem Bericht über die Konferenz in EIR erschienen ist. Zu der Provinz Hormozgan gehören mehrere Inseln, die in der extrem wichtigen Straße von Hormus liegen. Gestern haben wir bereits über das Öl gesprochen, das durch diese Straße transportiert wird. Aus dem Golf – auf arabischer Seite heißt er Arabischer Golf, die Iraner nennen ihn Persischen Golf – und durch die Straße von Hormus kommen 40% aller Ölexporte für die internationalen Märkte. 90% davon gehen nach China, Japan, Korea und Indien. Japan hat nach Fukushima im Zuge der Diversifizierung seine Öleinfuhren erhöht, weil das Land auf diese Weise am schnellsten und einfachsten an mehr Energie kommen konnte, was aber auch seine Abhängigkeit erhöht.

An dieser Engstelle in der Straße von Hormus findet das alles statt (Abbildung 3). Ich habe diese Inseln von iranischer Seite besucht. Das ist für die Schiffahrt eine der wichtigsten und sensitivsten Gegenden auf der Welt, sie kann aber auch zum schrecklichsten Ort auf dieser Erde werden. Wenn dort amerikanische Flugzeugträger durchfahren, kann man sie von iranischer Seite aus sehen. Jemand sagte mir, daß es zwischen dem amerikanischen und dem iranischen Militär eine Hotline oder zumindest eine indirekte Hotline geben dürfte, um einen Zwischenfall zu vermeiden, der zu einem Schußwechsel oder sogar zum Ausbruch eines Krieges führen könnte.

Ein britisches Spiel

Die Straße von Hormus ist somit sehr, sehr wichtig. Außerdem gibt es dort drei Inseln, die Große und Kleine Tunb und Abu Musa, die zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Iran Gegenstand von Gebietsstreitigkeiten sind. Die Emirate behaupten, sie gehörten zu ihnen, doch der Iran übt seine eigene Souveränität dort aus.

Das ganze ist ein britisches Spiel. Als die Briten 1971 abzogen, hinterließen sie dem Schah von Persien die Kontrolle über die Inseln, doch heute ermuntern sie die Vereinigten Arabischen Emirate, sie sich zurückzuholen! Die Straße von Hormus könnte somit potentiell zum Ausgangspunkt eines Weltkrieges werden.

Die Provinz Hormozgan ist jedoch eine der am schnellsten wachsenden Provinzen im Iran, denn die iranische Regierung hat eine Bahnstrecke gebaut, die sich vom Nordiran bis Bandar Abbas erstreckt, und ganz in der Nähe ist ein riesiger neuer Hafenkomplex, der Shahid-Rajaee-Containerhafen, entstanden (Abbildung 4). Viele Länder in Zentralasien sind inzwischen völlig auf in Bandar Abbas angelandete Schiffsfrachten aus Asien und anderswo angewiesen, die von dort in landeingeschlossene Länder wie Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan weitertransportiert werden. Dadurch ist eine der wichtigsten Handelsrouten zwischen dem Indischen Ozean und Zentralasien entstanden. Man kann dies auch die „Seidenstraßen-Strategie“ nennen.

Trotz aller Wirtschaftssanktionen, Drohungen usw. haben sich die Iraner nicht beirren lassen, Infrastrukturprojekte wie diese mit transkontinentaler Bedeutung zu bauen.

1996 baute das Land einen kleinen Bahnabschnitt, um Anschluß an das alte sowjetische Bahnnetz und nach China zu bekommen (Abbildung 5). China baute gleichzeitig eine Verbindung nach Kasachstan, so daß die alte Seidenstraße wiedererstand. Später baute der Iran eine Bahnstrecke zur Türkei, durch die Europa und Asien miteinander verbunden wurden. Darüber hinaus gibt es noch den Nord-Süd-Korridor, der von Rußland bis Indien verläuft. Auch gibt es eine Vereinbarung zwischen Rußland, Iran und Indien, eine Handelsroute durch den Kaukasus und über das iranische Bahnnetz zu bauen, und diese wird derzeit bis nach Chah Bahar am Arabischen Meer fertiggestellt.

Indien ist daran sehr interessiert, denn der Schiffstransport zum Schwarzen Meer dauert etwa drei Wochen, während die Beförderung mit der Bahn durch Rußland nur eine Woche braucht. Das wäre deshalb ein großer Fortschritt.

Der Iran verfolgt eine Strategie, sich in friedlicher, wirtschaftlicher Weise so zu positionieren, daß andere Länder im Handel und für die eigene Existenzsicherung von ihm abhängig werden, was gleichzeitig eine sehr wirksame Methode der strategischen Verteidigung ist. Teheran baut auch Gaspipelines in die Türkei, und kürzlich wurde eine Gaspipeline nach Pakistan fertiggestellt, was sehr wichtig ist, um Pakistan mit ins Boot zu holen, um das Problem in Afghanistan zu lösen und sich mit Hilfe neuer Wirtschaftskooperationen von der anglo-saudischen Partei zu lösen, die den Iran destabilisiert.

Die meisten iranischen Vertreter auf der Konferenz sprachen außerdem über ein auf wirtschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit basierendes Friedensabkommen zwischen allen Golfstaaten.

Sie alle erkennen inzwischen, daß der Ausweg weder in religiösen Verständigungen, noch in strategischen oder politischen Vereinbarungen, sondern in wirtschaftlicher Abhängigkeit unter Nationen besteht.

Die Wirtschaftssanktionen

Ich möchte noch etwas zu den Sanktionen sagen. Als ich mit der Fähre zu einer der Hormus-Inseln fuhr, sah ich viele, viele Schiffe dort im Meer vor Anker (Abbildung 6). Ich fragte einen Zollbeamten, der neben mir saß, was dies soll, und er sagte, diese Schiffe seien nicht auf Warteposition, sondern wegen der Wirtschaftssanktionen einfach abgestellt. Entlang der 2000 km langen iranischen Küste, so berichtete er, lägen etwa 5000 große Schiffe vor Anker. Die iranische Zentralbank dürfte keinen Geschäftsverkehr mit internationalen Banken aufnehmen, so daß die Schiffe keine Bankbürgschaften und keine Versicherung erhielten. Das sind riesige Verluste für den Iran, aber auch ein großer Verlust für den Welthandel.

Die Iraner treffen die Sanktionen schwer. Die iranische Währung hat 300% an Wert gegenüber dem Dollar verloren. Das Kapital flüchtet aus dem Land. Junge Leute versuchen auf verschiedenen Wegen, das Land zu verlassen, um ihre Zukunft im Ausland zu sichern. Doch trotz alledem versuchen die Iraner mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas für ihr Land zu tun, in der Hoffnung, daß bald Frieden einkehrt und ihr Land die wirtschaftliche Entwicklung fortsetzen kann.

Globale Kasinowirtschaft

Ich möchte Ihnen einmal den Wahnwitz des heutigen Wirtschaftssystems zeigen.

Auf der anderen Seite des Golfs liegt Dubai, ein Verbündeter der Briten (Abbildung 7). Dieses kleine Land ist nicht nur eines der größten Drogengeldwäschezentren der Welt, sondern auch die Einkaufs-Hauptstadt der Welt. Es ist ein reines Wüstenland. Doch es wurde nicht von reichen Arabern aufgebaut, sondern was man dort sieht, ist das Ergebnis eines der größten Pyramidenspiele der Neuzeit, denn Dubai verfügt kaum über eigene Ressourcen. Diese befinden sich in dem benachbarten Abu Dhabi. Um all die tollen Sachen zu bauen, verkaufte man zukünftige Projekte über Hochglanzbroschüren an Investoren.

Eines davon (Abbildung 8) besteht nicht etwa darin, die Wüste zu begrünen, sondern es sollten künstliche Inseln im Meer für Touristen mit Nachtklubs, Einkaufszentren usw. entstehen. Für alle diese exklusiven Einrichtungen wurde Sand aufgeschüttet und künstliche Inseln geschaffen. (Kein Umweltschützer hatte dagegen etwas einzuwenden, obwohl sämtliche Korallenriffe dabei draufgingen.)

Hier ist ein Beispiel für ein solches Projekt, das sie 2006 an den Mann zu bringen versuchten (Abbildung 9). Man kann diese künstlichen Inseln als eigenes Land kaufen und darauf bauen, was man will. 70% davon wurden an sogenannte internationale Bauentwickler, Milliardäre usw. verkauft, doch so sieht es nur in den Hochglanzbroschüren aus. Als die Wirtschaftskrise massiv einsetzte, konnte die Firma in Dubai das alles nicht mehr finanzieren, und 2008 kollabierten die Immobilienpreise in Dubai. Nirgendwo konnte mehr neues Geld für weitere Projekte aufgetrieben werden, um die laufenden Projekte zu finanzieren.

Am Ende versank alles im Meer! (Abbildung 10) Tatsächlich wurden nur zwei Inseln gebaut, und heute sind mehr Rechtsanwälte als Ingenieure tätig, um das Problem zu lösen. All die Leute, die die Inseln kauften, stehen jetzt da. Es gibt keinerlei Infrastruktur, und obendrein wurden die Küstengewässer im Golf ruiniert.

Es gibt noch eine weitere Einrichtung am Golf, die direkt mit dem internationalen Finanzsystem in Verbindung steht, die sogenannten Staatsfonds (Abbildung 11). Die arabischen Staatsfonds machen zusammen etwa 2 Bio. $ aus. Viele Großbanken und Finanziers in der City of London und an der Wall Street geraten darüber in Entzücken. Der chinesische Staatsfonds ist der größte in der Welt, aber die Chinesen setzen ihr Kapital schlauer ein. Sie sind an so etwas nicht beteiligt.

Doch die arabischen Länder ließen sich dazu verleiten, die Finanzblase und auch die Bailout-Blase zu stützen. Das geht aus einer Liste von Transaktionen hervor, die von diesen Staatsfonds zwischen 2007 und 2008 getätigt wurden (Abbildung 12). So kaufte etwa die Kuwait Investment Authority Anteile an der Citigroup (12,5 Mrd. $), Auch die Abu Dhabi Investment Authority stieg mit 7,5 Mrd. $ bei der Citigroup ein, Kuwait bei Merril Lynch mit 6 Mrd. $ usw. usw. Sämtliches Ölgeld und alles andere verschwindet auf diese Weise. Ich habe damit einmal mit unseren Freunden in Norwegen gesprochen, denn die Norweger haben das gleiche Problem mit ihren Ölgeldern.

All das nennt sich die neue Global Wealth Machine (Abbildung 13). Aus dem Diagramm geht hervor, wo das Geld herkommt und wo es landet. Fast nur britische und Wallstreet-Banken sind daran beteiligt. Auf der linken Seite sieht man die Berater. Sie kommen von Lazard, und es gibt alle möglichen sogenannten Beratergruppen. Auf der rechten Seite stehen die Anwaltskanzleien, die die arabischen Golfstaaten in Finanzangelegenheiten beraten und wo sie ihr Geld anlegen sollen. Alles ist unter Kontrolle der City of London und der Wall Street.

In folgende Bereiche floß das Geld (Abbildung 14): Finanztransaktionen 160 Mrd. $ seit 2008; Immobilien 60 Mrd. $; Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen – dabei geht es nicht um den Neubau von Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen. So kauft etwa die Dubai Ports Company bereits bestehende Häfen in Europa oder in den Vereinigten Staaten. (In den Vereinigten Staaten konnte sie noch nicht groß einkaufen, da einige Leute im Kongreß die Frage der nationalen Sicherheit aufwarfen.) Am Ende der Liste stehen Investitionen ins Gesundheitswesen.

Einer der Leute, die hierfür als Berater fungieren, ist Mark Thatcher (Abbildung 15) – das ist allerdings nicht der berüchtigte Sohn von Margaret Thatcher, der Waffenhändler. Dieser Mark Thatcher arbeitet für die London School of Economics.

Eine interessante Studie besagt, daß die meisten Investitionen aus arabischen Ländern ins Vereinigte Königreich fließen, weil man dort den Freihandel pflegt. Die Vereinigten Staaten bekommen sehr wenig von dem arabischen Geld ab, weil man dort mehr auf die nationale Sicherheit achtet und die Araber nicht so leicht in ihr System hineinläßt. Doch trotz alledem haben sie gezahlt.

So läuft die Show auf arabischer Seite.

Potential für Entwicklung

Doch das ist nicht das Ende der Welt. Das meiste Geld ist zwar weg, aber zur Hölle mit dem Geld! In der Region gibt es andere Nationen. In Dubai gibt es einen der größten Flughäfen der Welt und den größten Hafen. In Abu Dhabi werden mit Hilfe Südkoreas vier Kernkraftwerke gebaut. Das Potential für Entwicklung ist somit nach wie vor vorhanden. Und es ist nicht so, daß wir nicht mit ihnen redeten, vor allem mit den Regierungen diesseits des Golfs. Aber es ist schwierig, etwa mit Saudi-Arabien einen Dialog zu führen, da dessen Sicherheitschef Prinz Bandar bin Sultan heißt! Niemand dort darf mit uns reden.

Lyndon LaRouche war 2002 in Abu Dhabi (Abbildung 16), wo er an einer großen Konferenz über die Zukunft des Öls und der Weltwirtschaft teilnahm. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate war ebenfalls dort, und Herr LaRouche wurde als Ehrengast behandelt. Tatsächlich hatten die Botschafter der USA, Britanniens, Neuseelands und Kanadas Briefe an die Veranstalter des Zayed-Zentrums geschickt und darauf gedrängt, daß Herr LaRouche wieder ausgeladen werde und an der Konferenz nicht teilnehmen dürfe. Es wurden sogar Drohungen ausgesprochen. Doch man kümmerte sich nicht darum; damals gab es da noch einige interessante Leute.

Herr LaRouche richtete an die Konferenz – und es waren dort sehr wichtige Leute aus Saudi-Arabien und allen Golfstaaten – eine sehr eindringliche Warnung vor dem kommenden Finanzkollaps. Das war 2002! Er sagte, wir müßten uns in die Rettungsboote begeben. (Ich erinnere mich genau, daß LaRouche sich so ausdrückte, denn ich habe damals seine Rede übersetzt.)

Er riet ihnen auf ganz freundliche Weise aber auch, wie sie in ihre Wirtschaft investieren sollten, mit Schwerpunkt auf die Kernkraft, mit Schwerpunkt auf Petrochemie, anstatt das Öl nur als Rohstoff zu verkaufen, mit Schwerpunkt auf die Begrünung der Wüsten, auf Meerwasserentsalzung und den Aufbau einer realwirtschaftlichen Industriebasis.

Es gingen zwar viele Jahre verloren; die gesamte Region verlor diese Jahre, Japan verlor zehn Jahre, Europa verliert viel Zeit, aber wichtig ist, daß wir nach wie vor dorthin zurück können und in der Lage sind, eine völlig neue Politik zu beginnen. Dafür brauchen wir eine neue Weltwirtschaftsordnung basierend auf den Prinzipien, die wir hier diskutiert haben: Glass-Steagall und eine Ende der Kriegspolitik.

Wenn man an einem neuen Ort steht – wie ich, als ich in Bandar Abbas war -, sieht man die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Denn in der gesamten Region vom Iran bis zur Türkei, vom Irak bis Syrien, den Golfstaaten, Ägypten, Äthiopien, Somalia und Sudan leben etwa 400 Mio. Menschen, und das sind potentiell sehr, sehr reiche Länder. Die Bevölkerung ist sehr jung, und in vielen dieser Länder sind die Menschen sehr gut ausgebildet, doch unter der heutigen Politik stirbt die Region; andere Länder haben keine Möglichkeit, zu investieren oder dort Märkte für Kapital- und Konsumgüter aufzubauen.

Wie ich bereits sagte, 90% des Öls vom Golf geht nach Asien. Im Gegenzug kommen aber auch 80% aller Importe – Kapital- und Konsumgüter – aus Asien. Asien ist somit weitgehend vom Handel mit dieser Region abhängig. Man stelle sich nur vor, was für ein Wirtschaftswunder man erzeugen könnte, wenn die Region richtig entwickelt würde, wie wir es vorschlagen – dort, wo 400 Mio. Menschen mit großen Ressourcen und in sehr strategischer Lage zwischen drei Kontinenten leben.

Menschen wollen leben

Wenn man mit den Menschen dort spricht und die Kinder sieht, merkt man, daß die Menschen dort das Leben lieben. Sie lieben das Schöne. Als ich in Bandar Abbas auf einer der großen Prachtstraßen stand, sah ich, daß die Menschen dort gerne Picknick machen, doch das können sie meist nur am Abend, denn tagsüber ist es sehr heiß dort. Man sieht die Kinder spielen, doch dann sieht man die Straße von Hormus und stellt sich vor, daß am nächsten Tag dort ein Flugzeugträger auftauchen könnte. Ganz schreckliche Gedanken gehen einem durch den Kopf. Denn die Menschen dort wollen leben, sie wollen eine Zukunft haben.

Auf dem Flug von Teheran nach Bandar Abbas saß ein junger Iraner, etwa 24-25 Jahre alt, neben mir. Er beschäftigte sich mit einem riesigen Schaltplan eines elektrischen Geräts oder einer Maschine. Kurz vor der Landung steckte er ihn weg und nahm sich sein Notizbuch vor und begann etwas auf Persisch einzutragen. Er sah aus dem Fenster, schrieb weiter und begann zu lächeln.

Mein Persisch ist nicht sehr gut, aber aus der Form der Zeilen schloß ich, daß er ein Gedicht schrieb. Er lächelte, sah aus dem Fenster und schrieb etwas auf. Ich war gerührt, diesen jungen Mann zu sehen, denn hier kommt die Frage der Kultur hinzu. Hierbei geht es nicht um materielle Dinge. Es geht darum, die menschliche Seele zu erheben. Die Voraussetzungen hierfür sind vorhaben – im Iran und im Irak, in der gesamten arabischen Welt. Dank der Griechen und Platons wissen wir, was eine Renaissance ist.

Es gibt in der Region die Voraussetzungen für Fortschritt und eine kulturelle Renaissance. Das Problem ist nur, daß wir keine gerechte neue Weltwirtschaftsordnung haben. Das ist die Herausforderung, die sich uns heute stellt, und wir müssen alle in dieser Richtung zusammenarbeiten.

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